GENUSS

      rein, ursprünglich, anders

      Amphoren-Wein, Porco Ibérico und Erdbeerbäume
      Der Wein des Alentejo ist unter Kennern schon lange eine Besonderheit, doch sind die Handelswege lang, und Gewohnheiten ändern sich nur langsam. Umso besser für die Weinfreunde, die exquisite Tropfen hier noch zu "Supermarktpreisen" finden können. Bis vor 20 Jahren war es üblich, Cuvees zu keltern, ausgewogene Mischungen aus Alicante Bruschet, Aragonez, Castelão, Touriga Nacional (rote Trauben), oder für Weißwein aus Antão Vaz, Arinto, Perrum (die hatten schon die Römer!), Rabo de Ovelha und Roupeiro. Sogar auf dem Weinberg waren die Sorten oft schon gemischt angebaut. Die neuen Adegas haben aber auch mit sortenreinem Wein, mono-castas, großen Erfolg -ein sortenreiner Antão Vaz ist ein großer Weißwein!
      Vinho de Talha heißt der portugiesische Amphoren-Wein Seit kurzem findet die altertümliche Kelterei der Trauben in großen Tonkrügen, den talhas, wieder vermehrt Anhänger. Die Zertifizierung dieser Tradition als UNESCO-Weltkulturerbe steht vor der Tür. Kleine Adegas und große Cooperativen wie die von Vidigueira, Cuba und Alvito übernehmen dafür alte Weinberge, die noch nicht so chemisch verändert sind. Chemie verträgt sich nicht mit dem offenporigen Ton, der die Gärung der Trauben nur ohne Zusatzstoffe erlaubt - wirklich wie zur Zeit der Römer!
      Wer kennt ihn nicht, den spanischen Serrano-Schinken? Wie in der "Dehesa"-Landschaft der Estremadura, so sehen wir auch im alentejanischen 'Montado' das Schwarze Schwein in Familiengruppen durch die Eichenwälder umherziehen, vor allem im Grenzgabiet zu Spanien. In der alentejanischen Küche ist porco preto außer als Schinken auch mit mit all seinen anderen leckeren Teilen präsent: Scheiben von Linguiça oder Painho oder auch ausgelassener Bauchspeck als Snack zum Bierchen, Bochechas, Lagarto als edles Hauptgericht ... hier wird von dieser cholesterinarmen Delikatesse einfach alles in der Küche verwendet.
      Medronho - der Erdberbaum ist ein Macchiabusch, der von November bis Februar gleichzeitig blüht und kugleige rote Früchte ausbildet. Und aus denen wird der stärkste Schnaps Europas destilliert. A saúde!
      Olivenöl hat in Portugal einen eigenen Namen: Azeite. Anderes Pflanzenöl heißt schlicht Oleo. Der Ölbaum gehört wohl seit der vorrömischer Zeit zusammen mit der Steineiche und der Korkeiche zum Mischwald des Montado, der alten Kulturlandschaft aus Weidewirtschaft und Baumbestand. Es gibt sie noch, die tausendjährigen Bäume, das neue Gesicht des Alentejo jedochträgt neue Pflanzungen: Ölbäumchen als Heckenbüsche stehen in dichtem Spalier bereit für die maschinellen Ernte. Leider werden die neuen Pflanzungen auch ohne Rücksicht in großem Stil mit "produtos", also wahlweise Dünger, Pestiziden und Herbiziden "gepflegt". Anwohner und Umweltgruppen warnen vor einer Verkarstung des Bodens und vor Umweltschäden, die zurückbleiben, wenn die Agro-Firmen weiterziehen, weil die Ausbeute nachlässt oder in einem neuen EU-Land die Zuschüsse wachsen.


      „Richtig Reisen ist Entdecken, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken“

      - Aldous Huxley

      Genuss und Entspannung sind zwei Schlagworte, für die der Alentejo als Reiseziel seit langem steht. Eine offene Landschaft und weite Perspektiven, die Städtchen eher verträumt als überlaufen. Im Frühjahr trillert die Nachtigall in den Hecken. Die Hektik fällt ab, die Sinne öffnen sich, und beim Wein, bei biologischem Olivenöl, und beispielsweise einer Orchideenwanderung wird der Effekt von Erholung durch Inspiration spürbar.



      Foto: Friederike Heuer

      Oliven - Azeitonas: frisch vom Baum geerntet

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      Diese Patisserie ist aus Mandeln und wird mit Gila, mit einer sehr süssen Kürbis-Ei-Sosse, gefüllt

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      Die Weingegend um Vila de Frades

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      Talha, Weinkrüge aus Ton (Detail)

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      Senhor António hat vor 2 Jahren bei Vidigueira eine Töpferei für die großen Talha-Amphoren gegründet.

      Die Küche des Alentejo mit den unzähligen Rezepten der Zubereitung vom köstlichem schwarzen Schwein darf nicht zu kurz kommen. Von diesem halb wild unter Eichbäumen aufgewachsenen Tier schmeckt jedes Teil! Nach so einem Genuss mag man mindestens für ein halbes Jahr kein normales Schwein mehr verzehren. Probieren Sie auch eine traditionelle Fischsuppe vom Cação oder die Migas, eine alentejanische Variante vom Semmelknödel aus dem Ofen. Köstlich sind im frühen Frühjahr die Gerichte mit dem Pilz Cilarca und mit wildem grünem Spargel, um Ostern die Eintöpfe mit frischen Dicken Bohnen … jede Jahreszeit erfreut mit Spezialitäten, denen jeweils auch gern ein Volksfest in einem der Dörfer gewidmet ist.
      Der kleine schwarze Kaffee, der hier Bica heißt, nicht Espresso, kann sich in der Qualität mit den besten Italiens messen. Und in den Pastelerias gibt es kleine Köstlichkeiten: Süßes Gebäck aus dem Fundus der Rezepte der Klosterküchen und salzige Kleinigkeiten vom Pão com Linguiça bis zum Pastel de Bacalhão prägen die Auslagen. Bei kaltem Wetter empfehle ich zwischendurch einen Chá de Limão, aus der frischen Schale einer ungespritzten Zitrone zubereitet.